Sicher nicht!

Eine klare Antwort, auf eine Frage, die ich mir im Grunde nie wirklich stellte, in der ich mich so gesehen eigentlich auch nie ernsthaft mit dem ob auseinandergesetzt habe, mir das Leben zu nehmen.

Immer wieder wurde mir die Frage gestellt, ob ich suizidgefährdet wäre. Quasi eine Standardfrage, die zu jedem Aufnahmegespräch dazugehört.

An der von mir gegebenen Antwort, hat sich in all der Zeit, in der ich mich in psychiatrischer Behandlung befand und leider nach wie vor befinde und in deren Zuge sie mir, eben des öfteren gestellt wurde, nichts geändert.

Ich differenziere ganz klar zwischen “ich mag nicht mehr leben” und “ich mag SO nicht mehr leben

Antwort: ich mag SO nicht mehr leben”

 

Jetzt sitze ich hier und warte,...

…warte, bis die erhoffte Wirkung eintritt. 

Eine kleine rosa Pille soll das zuwege bringen. 

 

Was für ein Kraftakt.

David gegen Goliath, so kommt es mir vor. 

5 mg Pharmazie, gegen ein Gefühl, einen Zustand, eine Tortur, eine Qual, die zu beschreiben zur Unmöglichkeit wird, weil die unerträgliche Nervosität, um das Kind beim Namen zu nennen, Denk- und Erklärungsprozesse, vielleicht nicht gänzlich unmöglich machen, aber sie aus vielerlei Gründen erschweren. 

Ja, vieles lässt sich beschreiben, macht es möglich, dem Gegenüber, oder wem auch immer, verständlich zu machen, was in einem vorgeht. 

Vieles, mit der großen Ausnahme, Depression. 

Ich weiß es nicht und finde auch keine passende Erklärung dafür, wieso es so ist, wie es ist. 

Damit spiele ich auf mein Schmerzgedächtnis an, das bezüglich der Erinnerung, jener Phasen, in der ich gefühlt durch die Hölle gehe, wie man sagt, auslässt. 

Wahrscheinlich ist es auch eine Art Schutzfunktion, die ertragenen Leiden quasi vergessen zu machen. 

Einfach auf den Punkt gebracht:

Geht's mir zum Verzweifeln beschissen, ist es eine Unmöglichkeit, mich an die ‘Gute’ Zeit zurück zu erinnern. Mich hoffnungsvoll daran zu klammern, dass es eben auch ‘Gute’ Momente gibt/gab. Das mein gegenwärtiger Zustand im Grunde nur temporärer Natur ist und ein Ende absehbar möglich ist.

Geht's mir dann, aus welchen Gründen auch immer, wieder besser, oder soll ich ‘normal’ schreiben…(?) scheint die davor noch so heftige Unruhe, von Schluckreizen begleitet, weit, weit weg. 

Morgen ist es wieder soweit. Stromschläge sollen die so hart erhoffte Besserung herbeiführen. 

Das Wort Genesung wage ich gar nicht in den Mund zu nehmen. 

EKT (Elektro KonvulsionstTherapie), nennt sich diese Behandlung, bei der, laienhaft erklärt, durch Stromschläge, gezielt spezielle Krämpfe ausgelöst werden sollen, die in weiterer Folge wiederum die Ausschüttung diverser Botenstoffe fördern soll.

Der Behandlung voraus geht, wie immer, ein ausführliches Gespräch, mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt. 

Die Frage “Wie geht es ihnen”, die gesellschaftlich allzu oft nur als Floskel Verwendung findet, meint in diesem Kontext jede Silbe exakt so, wie sie gemeint und ausgesprochen werden wird.

Während ich immer noch warte, bin ich zeitlich natürlich versucht, jede, wenn auch noch so kleine Verbesserung meiner Situation, wahrzunehmen und… 

Und darauf hoffen, dass ein Ende bald absehbar sein könnte. 

Aber als wäre es nicht schon genug, diese Warterei, in der ich mich wie ein fragiles Wesen verhalte, weil ich Sorge habe, jede überstürzte Bewegung, könnte die wagen Anzeichen einer Besserung, zu Nichte machen, beschäftigt mich genau dieses Gespräch, in dem ich Rede und Antwort stehen soll, wie es aktuell um mich - um meine Depression, bestellt ist. 

Ca. vier Wochen liegen seit meiner letzten Behandlung zurück. Vier Wochen, in denen sich mein Zustand leider alles andere als verbessert hat. 

Schon am Folgetag, also einen Tag nach meiner Entlassung, kehrte sie zurück. 

Unnötig zu erläutern, wer oder was mit ‘Sie’ gemeint ist. 

Und genau hier beginnt das Dilemma. Das Dilemma, die Angst, mich nicht ausreichend und verständlich erklären zu können. Im Hinterkopf immer das Wissen, von der Unmöglichkeit, das in Worte zu fassen, was mich wirklich quält. Mich die letzten Wochen gequält hat. 

Schonfrist”. So der Titel eines meiner Gedichte, das meine Erkrankung zum Thema hat. 

Ja, es gab sie, in den letzten Wochen. Es gab sie, die Momente, in denen ich mich gut fühlte. Schonfristen, die zu genießen, mir aber nie wirklich leicht fielen, weil ständig die Angst vor der Angst mitschwang. 

Die Idee, darüber Tagebuch zu führen, wie es mir erging, lag nahe. Dem vermeintlichen Vergessen etwas entgegenzusetzen. Und so natürlich auch bestens gerüstet zu sein, wenn es um die Beschreibung meines Zustandes gehen wird. 

Es blieb aber bei dem hehren Wunsch, meine Leiden schriftlich festzuhalten. 

 

Warum?

Hier muss ich ein klein wenig ausholen. 

Ich schreibe schon seit geraumer Zeit Gedichte und dramaturgische Texte, von denen der Großteil autobiographisch gefärbt ist. Habe mir quasi biographische Leiden und Sorgen von der Seele geschrieben. 

Aber diesmal verhält es sich anders. 

Offensichtlich muss man zwischen den verschiedenen Leiden differenzieren. Zwischen körperlichen Schmerzen, Leiden, die grob unter dem Titel ‘Herzschmerz’ zusammengefasst werden können, und den Unerträglichkeiten, die eine ausgeprägte Depression einem das Leben schwer machen.  

Viel es mir eigentlich immer recht leicht, meinen Gemütszustand in Verse zu packen und mich so auf eine gewisse Art und Weise von seelischem Ballast zu befreien, verhält es sich während einem Schub depressiver Symptome völlig anders. 

Irgendwie kommt es einer Lähmung gleich. Während ich, und da bin ich leider unschlagbar, mich der Qual quasi ergebe und in Selbstmitleid versinke, ist es undenkbar, festzuhalten, was in mir vorgeht. Möglicherweise liegt die Ursache auch darin, einer gewissen Angst ausgesetzt zu sein, dass das Ausformulieren (Aufschreiben) wie ein Verstärker fungiert. Oder ich mich auch ganz bewusst verweigere, genau jenem leidvollen, zusätzlich, Raum zu geben.

 

Auf die Schonfrist zurückkommend. 

Tritt der Fall ein, dass ich mich für eine gewisse Zeit wohl fühle und auch aufgrund meines scheinbar nicht vorhandenen Schmerzgedächtnis, ich nicht zurück empfinden kann, was ich noch vor nicht allzu langer Zeit erlitten habe, bringe ich kein Wort ins Textfeld. 

Ist es mir unmöglich zu schreiben, wenn's schlecht geht, wurde bereits erläutert. 

Die Ursache, warum ich es nicht zu Wege bringe, niederzuschreiben, was ich erlitten habe, wenn's gut geht, um es in weiterer Folge, bei Notwendigkeit, treffender erläutern zu können, ist wenig überraschend, ähnlich erklärt. 

Um keinen Preis der Depression Raum geben, indem ich sie niederschreibe. 

Versuchen die Schonfrist zu nutzen und meinen Fokus auf Positives lenken.

Keine schlafenden Hunde wecken”,...

 

Der Traum

Gestern erlebte ich einen Traum, der mir, und davon bin ich felsenfest überzeugt, unvergesslich bleiben wird. 

Dem Traum ging ein sehr empathisches und besonnenes Gespräch voraus, das maßgeblich entscheidend war.

Quasi die thematische Grundlage bildete.

Entscheidend und einschneidend.

 

©hristof